Datenplattform für Redispatch 2.0 und mehr

Cloud-Strategie ebnet WWN den Weg zu datengetriebenen Geschäftsmodellen


PRESSEMITTEILUNG

  • Cloud-Lösung auf Basis von Microsoft Azure
  • IT-Strategie für intelligente Grid-Geschäftsprozesse und -modelle

Luzern/Gütersloh – Im Rahmen eines Projektes zur Einführung der Redispatch-2.0-Prozesse bei der Westfalen Weser Netz GmbH (WWN) haben das Beratungshaus HORIZONTE-Group und der IT-Dienstleister Arvato Systems eine cloud-basierte Datenplattform für den ostwestfälischen Netzbetreiber aufgebaut. Daraus sollen nicht nur die Redispatch-Prozesse konsistent mit allen erforderlichen Daten gefüttert werden, sondern zukünftig zahlreiche weitere Geschäftsprozesse und -modelle des intelligenten Netzbetriebs sowie der Energiewende.

Auf Basis des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) und des Netzausbaubeschleunigungsgesetzes (NABEG) wurde Redispatch 2.0 zur Bewirtschaftung von Stromnetzengpässen etabliert. Durch umfassende Prognosen, auszutauschende Echtzeit- und Planungsdaten sollen potenzielle Netzengpässe frühzeitig identifiziert und durch „Redispatch“, also einer Abänderung des vorgesehenen Kraftwerkseinsatzes, vermieden werden. In diesem Prozess sind alle Erzeugungsanlagen (konventionell, EE, KWK) und steuerbare Lasten ab einer Leistung von 100 kW einzubeziehen, was einen immensen Aufwand für die knapp 900 Netzbetreiber in Deutschland darstellt. 

„Der Redispatch 2.0 hat für Verteilnetzbetreiber zur Folge, dass die Bereiche Netztechnik und Netzwirtschaft enger zusammenarbeiten müssen als bisher“, erläutert Bashkim Malushaj, Verwaltungsrat bei der HORIZONTE-Group AG. „Das gilt sowohl in organisatorischer als auch informationstechnischer Hinsicht. Eine gemeinsame zentrale Datenplattform ist Grundlage und Klammer für digitalisierte und zunehmend datengetriebene Geschäftsprozesse. Dies gilt in hohem Maße für das Engpassmanagement im Netz und erst recht für zukünftige innovative Geschäftsmodelle. Die bislang vorherrschenden Datensilos bei den Unternehmen der Energiewirtschaft stehen derartigen Zukunftsprojekten im Weg.“

Cloud-Lösung auf Basis von Microsoft Azure

Auf Basis dieser strategischen Überlegungen beauftragte WWN die HORIZONTE-Group mit der Erstellung eines Proof of Concepts zum Aufbau einer zentralen Datenplattform. Um die beste Lösung für die Realisierung zu finden, führte die HORIZONTE-Group, gesamtverantwortlicher Beratungspartner für das Redispatch-Projekt bei WWN, eine Ausschreibung durch. Arvato Systems, IT-Dienstleister mit ausgewiesener Energiemarkt-Expertise und Erfahrung in großen Datenprojekten, punktete mit einer auf Microsoft Azure basierenden Cloud-Lösung. Das Konzept überzeugte die Verantwortlichen bei WWN. Innerhalb von nur vier Monaten wurde die Datenplattform eingerichtet und in Betrieb genommen.

„WWN extrahiert Daten aus verschiedenen bestehenden kaufmännischen und technischen IT-Systemen und führt diese Daten auf der Plattform zusammen“, erläutert Dr. Alexander Roth, Director Data & AI bei Arvato Systems, die Funktionsweise. Die Plattform besteht aus einer Datenhaltungs- und einer Anwendungsschicht. In der für große Mengen skalierbaren Datenhaltungsschicht können durch Abgleich der verschiedenen Datensätze Inkonsistenzen erkannt und bereinigt werden. In der Anwendungsschicht werden die bereinigten Daten für den Redispatch-Prozess und für weitere Dienste zur Verfügung gestellt.

Netzbetreiber müssen mit zunehmender Datenflut umgehen können

Für Dr. Alexander Roth stellt der Plattform-Ansatz die einzige Option dar, Netzprozesse zukunftsfähig zu digitalisieren: „Im alten Redispatch-Prozess steuern rund 200 Großkraftwerke das deutsche Übertragungsnetz. Im Zuge des Redispatch 2.0 und der Verlagerung der Systemverantwortlichkeit auf die Mittel- und Niederspannungsnetzbetreiber werden die Prozesse dort deutlich kleinteiliger und komplexer. Wir sprechen derzeit in Deutschland über knapp 100.000 Erzeugungsanlagen die Redispatch-2.0-relevant sind. Zukünftig wird diese Anzahl auf mehr als zwei Millionen dezentrale Erzeugungsanlagen ansteigen, die im Redispatch-Prozess intelligent gemanagt werden müssen. Die Zahl der Stammdaten, Prognosedaten und Bewegungsdaten steigt exponentiell. Durch das Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz werden demnächst auch auf der Abnehmerseite Geräte in die Optimierungsprozesse zu integrieren sein, was die Datenflut nochmals steigern wird. Damit müssen die Netzbetreiber umgehen können.“

Ein zentraler Vorteil der Cloud-Lösung besteht darin, dass man klein starten kann. Bei WWN spricht man deshalb von einer „Garagenlösung“, die man im ersten Schritt geschaffen hat und nun bedarfsgerecht zur „Villa“ ausbauen kann. „Bei der Microsoft-Azure-Cloud-Technologie kann man die Services wie Legosteine zusammenstecken“, so Dr. Alexander Roth. „Es bedarf keines hohen Anfang-Investments, sondern man kann sukzessive skalieren, sowohl funktional als auch performance-technisch.“

Weitere Use-Cases in der Umsetzung

„Redispatch ist nur der erste Anwendungsschritt“, betont Dr. Alexander Roth. „Mit einer zentralen Datenplattform schafft man es leichter und gezielter, sowohl das Netz zu optimieren, als auch in weiteren Anwendungsfällen die Endkunden ins Zentrum des Geschäfts zu stellen und ihnen datenbasiert Mehrwertdienste anzubieten. Aktuell sind HORIZONTE-Group und Arvato Systems dabei, für WWN weitere Use-Cases umzusetzen und den Automatisierungsgrad weiter zu verbessern. Elmar Dopp, Projektleiter im Projekt Redispatch 2.0 bei WWN, ist vom gewählten Weg überzeugt: „Unternehmensweit eine gemeinsame, optimierte Datenbasis zu nutzen, bringt uns in jeder Hinsicht Vorteile: weniger manuelle Eingriffe durch Inkonsistenzen, höherer Automatisierungsgrad, mehr Transparenz im Netz und viele Optionen für neue Geschäftsmodelle.“

 

Über Westfalen Weser Netz

Als kommunaler Netzbetreiber hat die Versorgungssicherheit für die Westfalen Weser Netz GmbH (WWN) mit Sitz in Paderborn für die rund 736.000 Kund*innen höchste Priorität. Die WWN arbeitet stetig daran, ihre regionalen Verteilnetze für Strom, Gas und Wasser sicher und effizient für Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Haushalte bereit zu stellen. Dabei setzt die WWN auf modernste Technologie und engagierte Mitarbeiter*innen, die mit Leidenschaft dabei sind – jetzt und auch in Zukunft. www.ww-netz.com

Über Arvato Systems

Als international agierender IT-Spezialist unterstützt Arvato Systems namhafte Unternehmen bei der Digitalen Transformation. Rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit über 25 Standorten stehen für hohes technisches Verständnis, Branchen-Know-how und einen klaren Fokus auf Kundenbedürfnisse. Als Team entwickeln wir innovative IT-Lösungen, bringen unsere Kunden in die Cloud, integrieren digitale Prozesse und übernehmen den Betrieb sowie die Betreuung von IT-Systemen. Zudem können wir im Verbund der zum Bertelsmann-Konzern gehörenden Arvato ganze Wertschöpfungsketten abbilden. Unsere Geschäftsbeziehungen gestalten wir persönlich und partnerschaftlich mit unseren Kunden. So erzielen wir gemeinsam nachhaltig Erfolge. www.arvato-systems.de

Über die HORIZONTE-Group

Die HORIZONTE-Group AG mit Sitz in Luzern, Schweiz, ist ein Beratungsunternehmen im Bereich der Energiewirtschaft für Unternehmen in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Sie verfügt über eine große Markterfahrung und ist in der Energiewirtschaft breit vernetzt. Ein Fokus der Beratung ist die Vorbereitung von Energieversorgungsunternehmen auf die Anforderungen der Digitalisierung der Energiewende. www.horizonte.group


Metering: Wird es eine neue Allgemeinverfügung geben?

Rückblende ZfK im Gespräch zum Metering


Zum dritten Mal hat die Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) die Veranstaltung “ZfK im Gespräch” organisiert. Am 22. März 2022 wurde zu dem Thema “Smart-Meter-Rollout: Hochlauf oder heiße Luft” virtuell debattiert.

Die zahlreiche Baustellen beim Smart-Meter-Rollout, wie bspw, der OVG-Eilbeschluss von März 2021 und deren Nachwirkungen, Lieferschwierigkeiten oder einfach fehlende Wirtschaftlichkeit wurden thematisiert. Es diskutierten (im Video von oben links im Uhrzeigersinn beginnend): Holger Schneidewindt (Verbraucherzentrale NRW), Ingo Schönberg (Gründer und Vorstandsvorsitzender Power Plus Communications AG), Jörn Lutze (Geschäftsführer TMZ Thüringer Mess- und Zählerwesen Service GmbH), Fritz Wengeler (Geschäftsführer Smartoptimo GmbH & Co. KG), ZfK-Chefredakteur Klaus Hinkel (Moderation) und unser HG-Experte Frank Hirschi (Moderation; Senior Consultant HORIZIONTE-Group).

Vor allem die Frage, ob es eine neue Allgemeinverfügung geben wird und damit die Rolloutverpflichtung für gMSB aus dem Jahr 2020 ausgehoben werden, beschäftigte die Diskutanten und auch die knapp 400 Teilnehmer*innen im Chat. Lesen Sie den zusammenfassenden Bericht zur Debatte bei der ZfK oder als pdf:

ZfK-Beitrag als PDF lesen

Falls Sie das Gespräch verpasst haben und eine Aufzeichnung sehen wollen, können Sie den Link dazu unten anfordern:


Redispatch 2.0 - Marktbefragung zur Betriebsbereitschaft

Die dritte HG-Marktbefragung zum Redispatch 2.0


Das Netzausbaubeschleunigungsgesetz 2.0 (NABEG) hat mit Redispatch 2.0 neue Anforderungen an Verteilnetzbetreiber (VNB), Übertragungsnetzbetreiber und auch Anlagenbetreiber gestellt. Seit dem 01.03.2022 befindet sich der Markt in der operativen Testphase. Voraussetzung für VNB, um an dieser Testphase mit dem Markt teilzunehmen, ist die Meldung zur Betriebsbereitschaft an den jeweils vorgelagerten Netzbetreiber. Doch wie weit ist der Markt wirklich? Wie viele haben bereits eine Betriebsbereitschaft gemeldet und wo liegen aktuell die größten Hürden bei denen, die noch keine Betriebsbereitschaft gemeldet haben? Uns interessiert Ihre Meinung dazu.
Sie können im untenstehenden Formular die Befragung ausfüllen oder das Formular hier in einem neuen Tab öffnen.

Eine exklusive Auswertung der Ergebnisse wird im Teilnehmerkreis verteilt.
Sprechen Sie uns auch gerne an, wenn Sie Beratung zum Thema Redispatch 2.0 wünschen!

Schauen Sie sich gern auch die Auswertungen zu der ersten und zweiten Marktbefragung an.


iceBaum entwickelt vollautomatisierte Ablese-App für EAM Netz

Vollautomatisierte Zählerstandsübermittlung per App


Ablese-App für EAM Netz

Damit ihre Kunden ihre Zählerstände schnell und sicher übermitteln können, setzt die EAM Netz GmbH auf eine browserbasierte App.

Umsetzung innerhalb von vier Monaten

In dem Projekt zur Einführung einer Ablese-App wurde ein Lastenheft mit spezifischen Anforderungen erstellt. Darauf basierend wurden verschiedene Firmen um ein Angebot für die Umsetzung gebeten. Den Zuschlag erhielt die Dortmunder Firma iceBaum, die sich auf die Entwicklung von Softwareprodukten für die Energiewirtschaft spezialisiert hat und Teil der HORIZONTE-Group ist. Dabei hat iceBaum vor allem mit einem schlüssigen Umsetzungskonzept sowie dem Preis überzeugt. Innerhalb von vier Monaten erfolgte dann die Umsetzung zwischen Juli und Oktober 2021. Nach einer erfolgreichen Testphase kann mittlerweile jeder Kunde der EAM Netz über das Smartphone auf die browserbasierte „Ablese-App“ zugreifen. Existierende Kundenprozesse- und -systeme wurden dabei von Anfang an bei der Integration berücksichtigt, sagt Jens Lohaus, Bereichsleiter und zuständiger Softwarearchitekt der Firma iceBaum.

Lesen Sie den ganzen Artikel direkt online bei der ZfK oder als pdf:

ZfK-Beitrag als PDF lesen

In der Mai-Ausgabe des 50,2 Magazins für intelligente Stromnetze finden Sie ebenfalls einen Artikel unseres HG-Experten Daniel Bärenheuser über die Ablese-App der EAM Netz GmbH.

Autor: Daniel Bärenheuser


ZfK im Gespräch - Smart-Meter-Rollout: Hochlauf oder heiße Luft?

Veranstaltungsreihe ZfK im Gespräch


Gespräch zum Smart-Meter-Rollout

Regelmäßig bringt die Zeitung für kommunale Wirtschaft (ZfK) spannende Menschen zu einem interessanten Thema digital zusammen. An diesem kostenlosen Event nehmen viele Entscheiderinnen und Entscheider aus der kommunalen Wirtschaft, aber auch der Kommunalpolitik teil.

Das nächste Gesprächsthema lautet: „Smart-Meter-Rollout: Hochlauf oder heiße Luft?”

und findet am 22. März 2022 von 15 bis 16 Uhr statt.

Unser HG-Experte Frank Hirschi wird dabei eine der Moderatoren-Rollen ausfüllen und ZfK-Chefredakteur Klaus Hinkel zur Seite stehen.

Anmeldung

Die kostenlose Anmeldung finden Sie auf der Website der ZfK: klick.

Teilnehmer

Für ein spannendes Gespräch werden die folgenden Teilnehmer sorgen:

 


Zur Situation des Energiesektors Anfang 2022

Analyse und identifizierte Handlungsbedarfe


Zu Beginn des Jahres 2022 und am Anfang der neuen Legislaturperiode hat sich die Lage auf dem Energiesektor in Deutschland auf dramatische Weise zugespitzt. Nach der Wahl der neuen Bundesregierung und Veröffentlichung des Koalitionsvertrages war bereits mit einer deutlichen Verstärkung der Anstrengungen in Sachen Energiewende gerechnet worden. Die Nachwirkungen der Pandemie und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine dürften in den kommenden Monaten nun wie ein Brandbeschleuniger wirken. Auch wenn angesichts der verheerenden Bilder, die uns mittlerweile erreichen, eine derartige Ausdrucksweise als unangebracht erscheinen mag: Der Handlungsbedarf in Richtung eines Umbaus unseres Energiesystems könnte kaum größer sein.

  • Der aus Gründen des Klimaschutzes notwendige Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wird angesichts der sich immer weiter konkretisierenden Vorhersagen für unser Klima auf der politischen Agenda bleiben.
  • Der eingeleitete Umstieg auf die Elektromobilität und die Vielzahl der Entwicklungen, die allgemein unter dem Begriff Sektorkopplung subsumiert werden, lassen für die nächsten Jahre einen deutlichen Anstieg des Strombedarfs erwarten.
  • Der drastische Anstieg der Preise für Öl und Gas und die durch den Krieg deutlich gewordene inakzeptable Abhängigkeit von nicht demokratisch geführten Ländern, dürfen in Zukunft keinen Einfluss auf den Zusammenhalt innerhalb unserer Gesellschaft gewinnen.

Während der letzten 20 Jahre wurde zwischen den politischen Lagern in Deutschland eine zähe Auseinandersetzung über den richtigen Weg im Hinblick auf die Klima- und Energiepolitik geführt. Mittlerweile kann davon ausgegangen werden, dass die oben wiedergegebene Analyse von einer breiten Mehrheit unserer Gesellschaft getragen wird. Dies aber heißt auch, die Entwicklungen der nächsten Jahre auf dem Energiesektor sind nun besser vorhersehbar als zuvor:

  • Der Zubau von EEG-Anlagen wird deutlich an Fahrt gewinnen. Regulatorische Hemmnisse, wie sie zum Beispiel die Abstandsregelungen bei Windkraftanlagen bedeuten, werden abgebaut. Der bereits im Umlauf befindliche Referentenentwurf zur Novelle des EEG sprechen eine deutliche Sprache.
  • Der Ausbau der Übertragungsnetze und der Bau der Nord-Süd-Trassen wird kommen.
  • Die Umsetzung aller möglichen Maßnahmen zur Steigerung der Einsatzeffizienz fossiler Brennstoffe wird unumgänglich.
  • Die Einspeise-Volatilität des EE-Stromes in die Netze, macht deren schnellstmöglichen intelligenten Ausbau unverzichtbar.
  • Angesichts der wachsenden Cybergefahren muss dieser digitale Umbau der Netzinfrastrukturen gleichzeitig in hochgradig abgesicherter Form erfolgen. Der in der Vergangenheit oftmals belächelte „Sicherheitswahn“ beim Smart-Meter-Rollout erscheint vor diesem Hintergrund in vollem Umfang gerechtfertigt.

In der Vergangenheit hat immer wieder die Abstimmung des Regulierungsrahmens und Festlegung der Marktprozesse für deutliche Verzögerungen bei Investitionsentscheidungen durch das Management von Energieversorgungsunternehmen geführt. Anfang 2022 ist für solche Verzögerungen keine Zeit. Die weiterhin in vielen Bereichen nicht finale Ausgestaltung des Regulierungsrahmens der neuen Ampelregierung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Geschwindigkeit der Veränderungen keine Zeit für langüberlegte klassische Organisationsentwicklung lässt. Agile Unternehmen mit einem klaren strategischen Fokus sind nun im Vorteil. Ganz oben auf die strategische Agenda der Unternehmen gehören daher in den folgenden Jahren:

  • Die Entwicklung und der Ausbau von Kompetenzen in den technischen und IT-technischen Bereichen.
  • Die Entwicklung von IT-Werkzeugen und deren Implementierung, insbesondere solcher Werkzeuge, die im Hinblick auf das Monitoring, die Führung und die Schaltung von Anlagen und Netzen unterstützen.
  • Die Befähigung im Hinblick auf die Steuerung des Einsatzes von Dienstleistern und Subunternehmern.

Anfang des Jahres 2022 sind die Herausforderungen gewaltig. Darüber hinaus ist nicht absehbar, wie schnell uns die umfassende Energie- und Infrastrukturwende gelingt. Indes haben uns die letzten Monate gezeigt: Über das Ziel an sich werden wir nicht mehr diskutieren.

 

Autor: Jochen Buchloh


HG ist Mitglied beim ZVEI

Unsere ZVEI-Mitgliedschaft


HG im ZVEI aufgenommen 

Die HORIZONTE-Group AG ist seit Neuestem ein Mitgliedsunternehmen im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Neben der HG sind mehr als 1.600 Unternehmen Mitglieder im ZVEI und geben Impulse für den technischen Fortschritt. Wir freuen uns sehr, dass auch unsere HG-Expert*innen sich nun aktiv im ZVEI einbringen können.

ZVEI: Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie

Der ZVEI vertritt die gemeinsamen Interessen der Elektro- und Digitalindustrie und der zugehörigen Dienstleistungsunternehmen in Deutschland und auf internationaler Ebene.

Die Branche beschäftigt rund 873.000 Arbeitnehmer im Inland. 2020 lag ihr Umsatz bei rund 182 Milliarden Euro.

Fast ein Viertel aller privaten F+E-Aufwendungen in Deutschland kommen von der Elektroindustrie. Jährlich wendet die Branche rund 20 Milliarden Euro für F+E auf und mehr als sechs Milliarden Euro für Investitionen. Ein Drittel des Branchenumsatzes entfallen auf Produktneuheiten. Jede dritte Neuerung im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt erfährt ihren originären Anstoß aus der Elektroindustrie.

Für weitere Auskünfte und die Bestellung von Informationsmaterial über den ZVEI steht Ihnen die ZVEI-Mitgliederstelle zur Verfügung.

 


CLS-Management Wie ist der Stand in der Branche?

CLS-Management: Wo steht die Branche aktuell?

Eine Einschätzung der HORIZONTE-Group AG

  • Lesen Sie auch das Interview "Weichen stellen für CLS-Management" von Dr. Roland Olbrich (links), Carl Axel v. Wachtmeister in der 50,2

Nicht erst seit der Veröffentlichung des neusten Stufenmodells ist das Thema CLS (controllable local systems) in aller Munde bei Deutschen EVU. Auch vorher hatte das Thema dieses Jahr bereits seinen großen Auftritt, hatte der Gesetzgeber doch mit dem langerwarteten SteuVerG endlich zu Beginn des Jahres 2021 einen Vorschlag gebracht. Aber kaum war der Referentenentwurf veröffentlicht, wurde dieser auch schon wieder kassiert – mutmaßlich aufgrund eines Dissens der beteiligten Akteure bzgl. der Abregelung von flexiblen Lasten von E-Mobilen. Ein neuer Entwurf ist weiterhin ausstehend. In der Wahrnehmung trat die Diskussion zur Novelle des §14a EnWG dann gegenüber der „Reparatur“ des Messstellenbetriebsgesetzes 2021 zunächst zurück. Doch inzwischen können sich die Akteure wieder dem nächsten Schritt im intelligenten Messwesen widmen: Dem digitalen netz- und marktdienlichen Schalten über die sichere Infrastruktur des iMSys.

Jenseits der regulatorischen Konkretisierung gibt es allerdings große technische Fortschritte zu verzeichnen. Die Hardwarehersteller haben anhand der zunächst vorläufigen, dann schließlich auch offiziellen, FNN-Lastenhefte Steuerboxen konstruiert, die in feldfähigen Stückzahlen und Reifegraden verfügbar sind. Die Protokollwelt ist hier soweit definiert, dass auch auf der Softwareseite inzwischen zahlreiche Pilotsysteme erhältlich sind, welche die Steuerboxen bedienen können. Auch wenn eine echte Interoperabilität plug’n’play noch nicht realisiert werden kann, zeigen Piloten, dass Fahrpläne und Schalthandlungen bei überschaubaren Stückzahlen an CLS bereits möglich sind. Dies sind u.a. Ergebnisse aus einem Projekt, das die HORIZONTE-Group AG begleiten durfte.

Bzgl. IT-Umsetzung liegt die Thematik vor, dass bisherige Systemlandschaften (zum konventionellen Schalten und Steuern) höchst unterschiedlich sind und daher bei jedem Verteilnetzbetreiber (VNB) bzw. seinem Messstellenbetreiber (MSB) individuell entschieden werden muss, wie ein CLS-Management-System in die jeweilige Architektur passt. Die ausstehende Markterklärung für Verbraucher mit schaltbaren Verbrauchseinrichtungen oder einspeisende Messstellen tut ihr Übriges, so dass es auf diesem Feld derzeit allenfalls Pilotsysteme gibt.

Ein weiterer Grund in diesem Zusammenhang für das Zögern einiger EVU im Bereich CLS ist, neben der teilweisen Unübersichtlichkeit des Themas, das Fehlen einer weiteren wichtigen Komponente: Der Koordinierungsfunktion KOF. Diese zum BDEW-Ampelkonzept flankierende Funktion soll perspektivisch Schaltanforderungen koordinieren und damit markt- und netzdienliches Schalten übereinander bringen. Hierfür sind zwingend Verbandsvorgaben erforderlich und eine hausinterne Umsetzung benötigt dies als Rahmenbedingung.

Da marktliches Schalten noch Zukunftsmusik ist, empfiehlt es sich derzeit, das netzdienliche Schalten bereits mit Pilotstellungen anzugehen und eine modulare Systemlandschaft zu konzipieren, die das fehlende Puzzlestück KOF später integrieren kann. Hausintern sind hier, gerade was die Anbindung der Leitstelle angeht, viele Entscheidungen zu treffen, beispielsweise auch, wo die CLS-Management-Software betrieben wird. Manche EVU bevorzugen hier den Betrieb im eigenen Rechenzentrum (on-premise), während der Markttrend aus Kosten- und Automatisierungsgründen zu Cloud-Lösungen (Software-as-a-Service) geht. Da es sich um kritische Infrastruktur und zugleich ein wichtiges Zukunftsthema für EVU handelt, ist diese Auswahl sehr sorgfältig zu treffen.

Darüber hinaus sollte nicht aus dem Auge verloren werden, dass CLS-Management vor allem für die kostenseitig auf iMSys-Seite stark unter Druck befindlichen MSB eine strategisch wichtige Option darstellt. Als Bereitstellender der Steuerinfrastruktur kann der MSB dem (netzdienlich) schaltenden VNB seine Dienste in Rechnung stellen und sich damit regulatorisch optimieren. Auch (marktliche) Schaltanfragen werden dessen Business Case zukünftig stark verbessern können, weshalb CLS für MSB ein strategisch wichtiges Feld darstellt. Dabei sind all die Mehrwertdienste rund ums digitale Messen, Schalten und Steuern, von denen viele in der Branche seit Langem schwärmen, noch gar nicht einmal mitgedacht.

 

Stand 01.03.2022