HG-Nachklapp zu den Metering Days 2025


Metering Days 2025 in Fulda: Zwischen Aufbruch, Druck und Umsetzungslücke – wohin steuert die Branche wirklich?

Die metering days 2025 haben erneut eindrucksvoll gezeigt: Der Rollout intelligenter Messsysteme (iMSys), der Steuerungsrollout und die Smartifizierung der Verteilnetze bewegen die ganze Branche. Es zeigt sich aber auch: währen einige Akteure schon beim Steuerungsrollout pionierhaft zeigen, dass Steuerbefehle über das iMSys und die Steuereinheiten umgesetzt werden können, hinken noch rund 200 grundzuständige Messstellenbetreiber beim iMSys-Rollout hinterher. 

Mit einem neuen Besucherrekord von 1.200 Teilnehmenden, 78 Sprecherinnen und Sprechern und einer bis ins letzte Eck gefüllten Ausstellung war die Stimmung zwischen Zuversicht, Druck und einem durchaus spürbaren „Jetzt wird es ernst“. Gemeinsam mit den Kollegen unserer Schwesterfirma metelligent (Zählermontage) waren wir natürlich auch vor Ort.  

Schon zum Auftakt stellte Wolfgang Weber (ZVEI) den Rahmen unmissverständlich: „Elektrifizierung ist kein ‘nice to have’, sondern Grundvoraussetzung der Energiewende.“ Die Netze müssen steuerbar, digital anschlussfähig und massenfähig automatisierbar werden. Doch während die politischen Signale auf Beschleunigung stehen, kämpft die Branche längst mit einem anderen, sehr praktischen Problem: Es fehlt zunehmend weniger an Erkenntnis – sondern an Durchführbarkeit. 

Regulatorischer Druck steigt – aber die Verantwortung ist noch nicht sauber verteilt

Während in Person von Dennis Laupichler durch das BSI kommuniziert wurde, dass bereits rund 2 Mio. iMSys installiert wurden, stellte Dr. Jan-Peter Sasse von der Bundesnetzagentur in Aussicht, dass für gMSB, die ihre Rolloutquote nicht erreichen, ab 2026 monatliche Zwangsgelder pro Messstelle verhängt werden können. 

Beatrix Brodkorb (BMWE) sprach über Fortschritte in Digitalisierung und Cybersicherheit – doch wich der entscheidenden Frage aus: Was hat die Aussage aus dem 10-Punkte-Plan zur Verantwortungsverlagerung in das regulierte Anlagevermögen des VNB zu bedeuten? Das blieb jedoch vage. Und genau das treibt die Branche um und lässt vor allem wettbewerbliche Messstellenbetreiber in unnötiger Unsicherheit zurück. 

Wie Jannik Schall (1Komma5°) eindrücklich schilderte: Zwei Drittel der Prozessschritte beim dynamischen Tarif hängen an VNB-Prozessen. Die Digitalisierung des Messwesens ist längst kein Technologieproblem mehr – sondern ein Infrastruktur- und Umsetzungsproblem. 

Parallel wiesen Stimmen wie Anke Hüneburg (ZVEI) und wettbewerbliche Messstellenbetreiber mit Nachdruck darauf hin: Ein Rückfall in Monopolstrukturen wäre nicht nur politisch falsch, sondern operativ schädlich für die Geschwindigkeit. 

HORIZONTE-Group mit Impuls zur Technischen Studie 2.0 im Innovationsforum

Am ersten Kongresstag war auch die HORIZONTE-Group auf der Bühne vertreten: 
Dr. Roland Olbrich, Partner bei der HG, referierte im Innovationsforum zu den Herausforderungen des Smart Grid in Deutschland und gab erste Einblicke in die Technische Studie 2.0. 

Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Netzbetreiber und Messstellenbetreiber den Übergang von Pilot- zu Regelbetrieb schaffen können – und welche technischen und organisatorischen Voraussetzungen durch die verschiedenen Stakeholder wie Getezgeberin, Gerätehersteller oder Software-Zulieferer nötig sind, um die nächste Ausbaustufe des Smart Grid umzusetzen. 

Steuerungsrollout: Zwischen Pragmatismus und Strukturbedarf

Eine besonders lebhafte Diskussion entwickelte sich am zweiten Kongresstag in der interaktiven Diskussionsrunde „Steuern im System“. Dort zeigte sich, dass die Branche in zwei Denkrichtungen gespalten ist: 

  • Pragmatische Pioniere fordern, den Steuerungsrollout mit ersten Umsetzungsprojekten zu beginnen – auch wenn die Backend-Systeme und kaufmännischen Prozesse noch nicht vollständig automatisiert sind. 
    Stichwort: „Jetzt anfangen, Erfahrungen sammeln, Prozesse später harmonisieren.“ 
  • Strukturorientierte Stimmen betonen, dass ein nachhaltiger Smart-Grid-Rollout nur gelingen kann, wenn die gesamte Ende-zu-Ende-Prozesskette – von der Anlagenanmeldung über das ERP-System über die Netzberechnung bis zum Durchleiten des Steuerbefehls an den Netzanschlusspunkt  – durchgängig funktioniert. 
    Ihr Argument: „Schnelles Handeln darf keine technische Schuldenfalle werden.“ 

Einigkeit herrschte jedoch im Zielbild: Der Steuerungsrollout muss kommen – und er braucht 100 % Automatisierungsperspektive. 
Man war sich auch bewusst, dass vor allem Bestandsanlagen nicht sofort EEBus-ready sind und analoge Steuereinheiten eine Übergangsrealität bleiben werden. 

Unser Fazit als HORIZONTE-Group

Die Diskussionen in Fulda verdeutlichten, wie stark technologische, organisatorische und regulatorische Fragen miteinander verwoben sind. Die eigentliche Herausforderung liegt nicht in der Hardware, sondern in der Orchestrierung von Prozessen, Schnittstellen und Verantwortlichkeiten. 

Viele Vorträge machten auf der einen Seite klar, dass ERP-Systeme ein zentraler Flaschenhals bleiben. Der Appell aus der Praxis war deutlich: „Wir müssen ins Machen kommen – aber mit klaren Leitplanken.“ Und dazu gehören auch stabile Rahmenbedingungen – auch zu Verantwortlichkeiten der Marktrollen.  

Kurz gesagt: Der Steuerungsrollout bleibt ein Marathon und ein komplexes Transformationsprogramm – mit hoher Systemverantwortung und notwendiger Lernkurve für alle Beteiligten. 

Zum Abschluss noch ein großes Dankeschön an alle, die mit uns in Fulda diskutiert haben – und an das großartige Team am HG-Stand (hier u. A. mit Moderatorin Susanne Schöne).  

Collage Rückblick Metering Days 2025

 
Zwei Tage voller Energie, Austausch und spannender Gespräche – wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr! 

Ausblick: Erkenntnisse aus der Technischen Studie 2.0

Die Technische Studie 2.0 „So gelingt der Steuerungsrollout“ liefert genau darauf Antworten: 
Wie gelingt der Steuerungsrollout entlang eines umsetzbaren Stufenmodells? 
Welche Ebenen müssen in welcher Reihenfolge stabilisiert werden? 
Welche Rollen verändern sich wie real – nicht theoretisch? 

🔎 Hintergründe zur Studie: www.horizonte.group/studie2025 
🎟 Anmeldung zur Abschlussveranstaltung am 20. November 2025 in Berlin: 
www.horizonte.group/abschlussveranstaltung-technische-studie-2-0/ 

Autor: Frank Hirschi