Rückblick auf die metering days 2023


Was war los auf dem Branchentreffen in Fulda?

Kein Wunder, dass die metering days dieses Jahr einen Besucherrekord mit 810 Teilnehmenden verzeichnen konnten, wurden doch die typischen HG-Farben petrol und orange für das Logo eingeführt. Unsere HG-Experten Jochen Buchloh, Bashkim Malushaj, Dr. Roland Olbrich, Frank Hirschi und Björn Terlinde waren mit Jennifer Tiedemann vor Ort und haben sich über viele anregende Gespräche und Impulse gefreut. Lesen Sie in 2 Teilen unseres Nachklapps, was uns in Fulda aufgefallen ist.

Teil 1: Der Überblick

Unisono waren sich die Teilnehmenden der metering days in Fulda sicher: Sollten die Preisobergrenzen sinken, erlebt der Smart-Meter-Rollout wieder einen Knick. Gesetzlich verpflichtende MSB-Zusatzdienstleistungen zur Schaffung von Mehrwerten für Kund*innen wären dann nicht umsetzbar, so die Meinung der Smart-Meter-Rollout-Umsetzer*innen. 

Weiterentwicklungen unter den Smart Metern

Die hitzige Diskussion um Preisobergrenzen zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung in Fulda. So gerieten die Vorstellung innovativer Themen wie die Umsetzungsidee für Dynamische Tarife mit TAF 5 [lesen Sie wie Sie die Smart-Metering-Infrastruktur aktivieren können in der E&M] oder die durch die TMZ vorgestellten technische Lösungen für „iRLMSys“, also intelligente Messsysteme für die registrierende Leistungsmessung (RLM) per LMN-Schnittstelle, fast etwas in den Hintergrund. Dennoch haben die metering days den Eindruck erweckt, dass die Technik bereit für den Massenrollout ist. Mit EFR konnte nach den etablierten SMGw-Herstellern Powerplus Communications (PPC), EMH Metering, Theben und Sagemcom Dr. Neuhaus nun auch ein fünfter Hersteller eine SMGw-Zertifizierung erfolgreich abschließen. Darüber hinaus kann Sagemcom Dr. Neuhaus durch die auf dem Kongress bekanntgegebene Rezertifizierung des Gateways auch neue Einsatzfelder mit den Tarifanwendungsfällen für Netzdienlichkeit und hochfrequente Messwertdaten erschließen.

Herausforderungen im Messstellenbetrieb: Ein enges Kostenkorsett 

Dennoch sehen die Messstellenbetreiber Risiken für den Smart-Meter-Rollout. Das enge Kostenkorsett auf Basis der Kosten-Nutzen-Analyse (KNA) von 2014 schreibt Preisobergrenzen (POG) vor, welche das Ausbringen und Betreiben von intelligenten Messsystemen (iMSys) nicht auskömmlich machen. Während nach Veröffentlichung des Messstellenbetriebsgesetzes (MsbG) im Jahre 2016 viele Wirtschaftlichkeitsrechnungen noch sinkende Kosten projizierten, traten in den letzten Jahren durch damals nicht vorhersehbare Komplexitätssteigerungen wie der Sicheren Lieferkette (SiLke), dem Sicheren Monteur (SiMon), Bauteile- und Lieferkrisen sowie geopolitischen Konflikten und erhöhte Inflationsraten Kostensteigerungen auf den Plan. Diese Aspekte wurden im Plenum als auch auf den Gesprächen der Fachausstellung immer wieder debattiert. Bereits im Vorfeld der metering days wurde dies auch in dem HG-Marktblick Metering deutlich: rund 60% der Teilnehmenden können innerhalb der festgelegten POG nicht wirtschaftlich agieren.

Auch die durch das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) neu etablierten verpflichtenden MSB-Zusatzleistungen erlauben keine Querfinanzierung, da die dafür gesetzten POG ebenfalls mehr als knapp bemessen sind. Sollte beispielsweise für die Ausbringung einer Steuerbox an einem bereits ausgerollten iMSys eine weitere Anfahrt durch die Monteur*in notwendig sein, wäre dies für den MSB bereits defizitär.

Neue Aufgaben und neue Kosten-Nutzen-Analyse

Eine durch das GNDEW ebenfalls neue Aufgabe für grundzuständige MSB stellt der “Einbau auf Kundenwunsch” dar. Ob dieser aus logistischen Gründen auch nur annähernd kostendeckend sei, wurde vielfach hinterfragt. Zu überlegen sei, ob dies einem „Vollrollout durch die Hintertür“ gleichkommt, um straßenzugsweise Rolloutprozesse – und Kosten zu optimieren.

Hoffnung ruhen in der Branche vor allem auf der neuen Kosten-Nutzen-Analyse, in der MSBs und weitere Marktakteure bis zum 20. Oktober ihre Einschätzungen zur Wirtschaftlichkeit und technischen Umsetzbarkeit des iMSys-Rollouts einbringen konnten.

Ob eine Anpassung der POGs tatsächlich im Sinne der MSBs stattfinden wird, ist indes noch anzuzweifeln. Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gaben an, dass auf Basis der neuen Erkenntnisse entschieden werde und dies nicht zwingend in steigende, sondern ggf. sogar in sinkende POGs resultieren könnte.

Teil 2 in der ZfK: Mehrwerte, CLS und kundenzentrierte Lösungen

Die Zeitung für kommunale Wirtschaft hat den 2. Teil unseres HG-Nachklapps online veröffentlicht. Lesen Sie den Beitrag hier bei der ZfK oder unten im pdf. Darin erfahren Sie, warum der iMSys-Rollout eine mehr als große Delle erleben werde, sollten auf Basis der neuen Kosten-Nutzen-Analyse die POG sinken.

ZfK-Beitrag als PDF lesen  

Autoren: Frank Hirschi & Björn Terlinde
Unser HG-Experte Jochen Buchloh hat während der Podiumsdiskussion mit Michał Sobótka (GWAdriga), Sören Patzack (BET) und Michael Lehmann (MitNetz) den Schwerpunkt „Steuern im System“ diskutiert; © GWAdriga / Press’n’Relations.

 

Thementisch “Anwendungsbeispiele CLS-Management” unter Moderation von Frank Hirschi und Björn Terlinde;
© ZVEI-Services GmbH / Mark Bollhorst.

 

Was es im Hinblick auf Steuern und Schalten mit dem intelligenten Messsystem zu beachten gilt, erfuhren die Teilnehmenden im Fachvortrag von Dr. Roland Olbrich zum Thema „CLS-Infrastruktur aktivieren“.