Nach dem erfolgreichen Start im Frühjahr 2024 blickt das Projektteam auf ein ereignisreiches erstes Jahr mit zahlreichen Fortschritten in Forschung und Umsetzung zurück.
Das Forschungsprojekt „FlexLabQuartier“ wird im Rahmen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) durch die EU gefördert und verfolgt das Ziel, flexible, nachhaltige und sozial akzeptierte Energielösungen für Stadtquartiere zu entwickeln.
Kick-off und erste Weichenstellungen
Am 18. März 2024 kamen die Projektpartner*innen an der Hochschule Bielefeld zu einem ganztägigen Kick-off-Workshop zusammen. Gemeinsam wurde ein Projektplan erarbeitet, Schnittstellen zwischen den Arbeitspaketen identifiziert und Verantwortlichkeiten – besonders für die drei beteiligten Reallabore – festgelegt. Im weiteren Verlauf koordinierte Energie Impuls OWL die Zusammenarbeit innerhalb des Konsortiums. Im Mai und Juni fanden bilaterale Gespräche mit allen Partnern statt, um individuelle Themenschwerpunkte und Schnittstellen zu erfassen. Diese bildeten die Basis für die vier Konsortialtreffen, von denen drei direkt vor Ort in den Reallaboren stattfanden.
Fortschritte in der Analyse und Planung
Im Arbeitspaket „Analyse Wertschöpfungssystem Quartier“ begann die Hochschule Bielefeld mit der Untersuchung der Flexibilitätspotenziale in den Quartieren Sennestadt und Verl. Im Fokus standen dabei die Sektoren Wärme und Mobilität. Eine umfangreiche Literaturrecherche lieferte erste Anhaltspunkte, wie Strom, Wärme und Mobilität gekoppelt werden können, um Synergien zu nutzen – Erkenntnisse, die auch auf andere Quartiere übertragbar sind.
In Verl wurden die bestehenden neun Blockheizkraftwerke (BHKW) näher untersucht. Das Fernwärmenetz, in das sie einspeisen, dient aufgrund seiner Trägheit als Wärmespeicher und ermöglicht eine zeitlich flexible Wärmeversorgung. Aufbauend auf diesen Analysen wird aktuell ein Betriebsmodell entwickelt, das die Stromproduktion bedarfsorientierter steuert – mit dem Ziel, die Integration erneuerbarer Energien zu erleichtern und gleichzeitig Versorgungssicherheit und Dekarbonisierung zu fördern.
Für die Sennestadt wurde ein Konzept entwickelt, das private E-Mobilität mit Photovoltaikanlagen verbindet. Herzstück ist eine Web-App, die den Bewohner*innen eine Woche im Voraus die optimalen Ladezeiten ihrer E-Autos anzeigt. Damit sollen sowohl Netzbelastungen reduziert als auch Anreize zur aktiven Beteiligung geschaffen werden.
Ein wichtiger Baustein war auch die Analyse der Ausgangsbedingungen in den Reallaboren. Die Universität Paderborn erstellte in Verl georeferenzierte Karten industrieller Abwärmequellen auf Basis öffentlich verfügbarer Daten. Außerdem entwickelte sie ein Optimierungsmodell, das verschiedene Betriebsweisen einer Wärmepumpe simuliert, um Umweltwärme effizient in das Fernwärmenetz zu integrieren. Ziel: die Betriebskosten und CO₂-Emissionen zu senken – unter anderem durch eine gezielte Erhöhung der Rücklauftemperatur.
Darüber hinaus wurden die Netztopologien analysiert, um die Herausforderungen bei der Abgrenzung und Bilanzierung von Quartiersgrenzen sichtbar zu machen. Hier traten Limitationen wie unvollständige Messdaten oder unterschiedliche Netzanschlüsse zutage, die für die weitere Planung berücksichtigt werden müssen.
Digitale Tools für die Energiewende im Quartier
Im Arbeitspaket „Intelligente Planungsunterstützung“ entwickelte die Universität Paderborn gemeinsam mit Westfalen Weser Netz einen ersten Prototypen für ein digitales Tool. Dieser ermöglicht es, Daten zum Raumwärmebedarf zu visualisieren und dynamische Zeitreihen zu generieren. Langfristig soll das Tool Planer*innen und Kommunen dabei unterstützen, komplexe Daten zu Energieverbrauch, Erzeugung und Speicherbedarf zu analysieren und unterschiedliche Szenarien zu simulieren – etwa zur Frage, wie sich zusätzliche Solaranlagen oder Batteriespeicher auf den Reststrombedarf auswirken.
Soziale Akzeptanz und Geschäftsmodelle im Fokus
Auch die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte standen im ersten Projektjahr im Mittelpunkt. Im Arbeitspaket „Geschäftsmodelle“ diskutierten die Projektpartnerinnen mögliche Geschäftsansätze in Workshops und Meetings. Ein zentrales Ergebnis: Die Akzeptanz der Bürgerinnen ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung neuer Energiekonzepte.
Daher starteten in Verl erste sozialpsychologische Befragungen, um die Einstellung der Bewohner*innen zur Fernwärme zu erfassen und mögliche Hemmnisse zu identifizieren. Diese Erkenntnisse sollen helfen, Kommunikationsstrategien zu entwickeln und die Einführung neuer Technologien gezielt zu begleiten.
Öffentlichkeit und Vernetzung
Die Auftaktveranstaltung des Projekts fand am 20. November 2024 an der Hochschule Bielefeld statt und brachte Vertreter*innen aus Energieversorgung, Stadtplanung, Wissenschaft und Bürgerschaft zusammen. In Workshops wurden Themen wie Stromerzeugung und Mobilität, Sektorenkopplung, Energy Communities, Entscheidungsunterstützung und Geschäftsmodelle intensiv diskutiert.
Darüber hinaus präsentierte sich das Projekt auf Messen, Fachveranstaltungen, lokalen Events wie „Verler Leben“ oder dem „Zukunftsforum Sennestadt“ sowie in politischen Gremien. Unterstützt wurden die Partner durch ein Medien-Kit mit Logo, Corporate Design und weiteren Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit.
Fazit: Starke Basis für die nächsten Schritte
Im ersten Jahr hat das EU-geförderte Projekt „FlexLabQuartier“ wichtige Grundlagen geschaffen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Technik, Sozialwissenschaften und Wirtschaft zeigt, wie interdisziplinär die Herausforderungen der Energiewende auf Quartiersebene adressiert werden können. Auf diesen Erkenntnissen bauen die nächsten Projektphasen auf – mit dem Ziel, praxisnahe Lösungen für nachhaltige, flexible und akzeptierte Energiekonzepte zu entwickeln.
Förderung und weitere Informationen
Das Projekt wird von der EU sowie vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW gefördert.
Weitere Informationen gibt es unter: www.flexlabquartier.de.
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Von der Umsetzung regulatorischer Anforderungen bis zum
Aufbau neuer Geschäftsmodelle.