Die HG-Change-Inventur


Warum Veränderung heute mehr Struktur braucht

Energieversorgungsunternehmen stehen unter hohem Veränderungsdruck: Digitalisierung, Fachkräftemangel, neue Regulierungen sowie steigende Erwartungen an Nachhaltigkeit und Effizienz treffen auf Organisationen, die intern bereits durch zahlreiche  Programme und Projekte stark beansprucht sind. Viele Unternehmen haben auf diese Herausforderungen reagiert und unterschiedliche Initiativen gestartet. Was jedoch häufig fehlt, ist ein strukturierter Überblick über alle laufenden Veränderungsvorhaben und deren gegenseitige Abhängigkeiten. Ohne diesen Gesamtblick bleibt die Steuerung komplexer Transformationsprozesse reaktiv, inkonsistent und oft ineffizient.

Change-Inventur als strategischer Kompass

Die Change-Inventur bietet hierfür einen methodisch, fundierten Ansatz. Ziel ist es, aus einer Vielzahl paralleler Einzelmaßnahmen eine übergreifende und strategisch konsistente Gesamtsicht zu entwickeln. Gemeinsam wird analysiert, welche Projekte aktuell laufen, wo Synergien bestehen und welche Vorhaben priorisiert werden sollten. Zentraler Bestandteil des Vorgehens sind qualitative Interviews mit Führungskräften, Projektverantwortlichen und weiteren relevanten Akteuren. Diese Gespräche ermöglichen ein vertieftes Verständnis über Herausforderungen, Steuerungslogiken und organisationale Wirkmechanismen. Zudem tragen sie dazu bei, implizite Wissensbestände zu heben und die Perspektiven der Beteiligten systematisch einzubeziehen.

Tiefenschärfe durch Interviews und Projektanalysen

Ergänzend erfolgt eine systematische Erhebung und Auswertung der laufenden Projekte. Die gewonnenen Ergebnisse werden strukturiert aufbereitet und mit Tools wie Power BI visualisiert. So entsteht ein transparenter Überblick über die aktuelle Veränderungslandschaft im Unternehmen. Diese Übersicht bildet die Grundlage, um konkrete Handlungsfelder zu erkennen, Prioritäten zu klären und methodische Lücken gezielt anzugehen. Gleichzeitig schafft sie eine Gesprächsgrundlage, auf der organisationsintern reflektiert, entschieden und gezielt gesteuert werden kann.

Im Mittelpunkt stehen dabei sechs zentrale Erfolgsdimensionen:

  • Gibt es eine klare Zielsetzung und ein gemeinsames Verständnis für die Veränderung?
  • Werden Mitarbeitende und Stakeholder wirksam einbezogen?
  • Passen Aufbauorganisation und Rollen zu den Zielen?
  • Steht die Führung geschlossen hinter dem Wandel?
  • Wird der Nutzen der Maßnahmen deutlich kommuniziert und messbar gemacht?
  • Gelingt es, Mitarbeitende für den Wandel zu gewinnen und ihre Perspektiven einzubeziehen?

Praxisbeispiel: Change-Inventur bei einem Energieversorger

Bei einem großen Energieversorger in Nordrhein-Westfalen haben wir kürzlich eine Change-Inventur durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass mehr als fünfzehn Projekte gleichzeitig liefen, viele davon mit ähnlicher Zielrichtung, jedoch ohne koordinierte Steuerung oder konsistente methodische Grundlage. Die Folge waren Überlastungen in Schlüsselbereichen, Unsicherheiten in der Organisation, ungenutzte Synergien und eine spürbare Widerstandshaltung in Teilen der Belegschaft. Auf Basis der Change-Inventur konnten bestehende Strukturen neu geordnet, Maßnahmen gebündelt und Prioritäten klar definiert werden. Das Unternehmen verfügt nun über deutlich verbesserte Steuerungsmechanismen und ist in der Lage, Veränderungsvorhaben gezielter, wirksamer und mit höherer Akzeptanz umzusetzen.

Veränderung ist kein Sprint – aber ohne Zwischenstopp fehlt schnell die Orientierung. Gerade unter den Bedingungen stetiger Transformation hilft ein strukturiertes Innehalten dabei, Ergebnisse zu reflektieren und die Richtung zu klären.

Fazit: Selbstvergewisserung statt Fremdbewertung

Die Change-Inventur ist kein externes Bewertungsinstrument, sondern ein Werkzeug zur strukturierten Selbstvergewisserung. Sie schafft Orientierung, macht Zusammenhänge sichtbar und unterstützt Organisationen dabei, ihre Veränderungsfähigkeit gezielt weiterzuentwickeln. Gerade in einer Branche mit wachsendem Anpassungsdruck kann sie einen wesentlichen Beitrag zur Steuerbarkeit, Wirksamkeit und nachhaltigen Zukunftssicherung leisten.

Lassen Sie uns gemeinsam die Change-Inventur angehen:

Autor: Milad Cheraghi